Das Minergie-Zertifikat ist eine Qualitätsgarantie

Der Baustandard MINERGIE steht für tiefen Energieverbrauch, mehr Komfort und Wirtschaftlichkeit. Aber nur wenn MINERGIE dran steht, ist auch MINERGIE drin: Das Zertifikat ist der Qualitätsausweis für ein Produkt, das genau umschrieben und definiert ist. Es liefert klare Kenndaten als Sicherheit für Bauherren und Käufer und verschafft dem Eigentümer handfeste Vorteile – zum Beispiel Förderbeiträge, günstigere Hypotheken oder gar eine höhere Ausnützungsziffer.

Seit der Lancierung 1998 hat MINERGIE sich kontinuierlich weiter entwickelt und auf breiter Ebene etabliert: Für zahlreiche Bauherren, Investoren und Architekten kommt eine konventionelle Bauweise gar nicht mehr in Frage. Wer nach MINERGIE baut, lässt sein Haus in der Regel auch zertifizieren. Die Kosten für die Zertifizierung betragen 900 Franken für ein Einfamilienhaus. Die Zertifizierung lohnt sich – selbst dann, wenn ein Verkauf des Hauses in absehbarer Zeit nicht zur Diskussion steht: “Das MINERGIE-Zertifikat ist für Bauherren ein Qualitätssiegel”, bestätigt Olivier Lyon, Architekt ETH in Crissier. “Es bescheinigt ihnen, dass ihr Gebäude punkto Energieverbrauch und Wohnkomfort höchsten Anforderungen entspricht.”

Das Zertifikat dokumentiert also den Wert des Gebäudes sichert dem Eigentümer zudem handfeste Vorteile: Einzelne Kantone unterstützen den Bau von MINERGIE-Häusern finanziell mit Förderbeiträgen, welche die Bauherrschaft beantragen kann. Zahlreiche Banken gewähren vergünstigte MINERGIE-Hypotheken, und in einzelnen Kantonen gilt für MINERGIE-Bauten eine höhere Ausnützungsziffer – zum Beispiel im Wallis: Dank der um 15 Prozent höheren Ausnützungsziffer kann dort beispielsweise ein Mehrfamilienhaus mit 11 anstatt mit 10 Wohnungen erstellt werden – nach MINERGIE, wohlgemerkt.

Das Zertifikat ist bares Geld wert

Zwar ist die Zertifizierung eines MINERGIE-Gebäudes die Regel, doch es gibt auch Ausnahmen: Manche Bauherren entscheiden sich gegen eine Zertifizierung, weil sie überzeugt sind, dass ihr Haus nie den Besitzer wechseln werde. Tatsächlich ist der höhere Wiederverkaufswert eines der Hauptargumente, die für die Zertifizierung sprechen. Sie ist in jedem Fall sinnvoll und empfehlenswert, denn: “Es könnte gut sein, dass man später einmal froh darüber ist, auch wenn im Moment keine Notwendigkeit besteht”, gibt André R. Ruff, Art Architektur AG in Visp und Bern, zu bedenken. «Eine Nachzertifizierung ist in der Regel aufwändig und teuer. Ich kann mir gut vorstellen, dass nicht allen Bauherren bewusst ist, dass das Zertifikat eines Tages bares Geld wert sein kann.»

Vorteile für Mieter und Anleger

Auch Roger Baumann, Leiter Business Development Real Estate Asset Management bei der Credit Suisse AG Zürich, ist vom wirtschaftlichen Wert von Gebäudelabels überzeugt: “Ein Gebäudelabel ist eine Qualitätsgarantie. Es bestätigt, dass das Gebäude bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllt. Ein nachhaltiges Gebäude wiederum verschafft unseren Anlegern und Mietern zahlreiche Vorteile – unter anderem tiefere Betriebskosten, weil das Gebäude bezüglich Verbrauch von Energie und Wasser optimiert ist.” Ein Blick in die Zukunft lässt ahnen: «Die langfristige Wertentwicklung ist mit grosser Wahrscheinlichkeit besser als bei einem konventionellen Gebäude, denn ein Gebäude, das unsere Kriterien punkto Nachhaltigkeit erfüllt, ist auch in 20 Jahren noch ein modernes Haus und weniger abhängig von steigenden Energiepreisen oder sich verschärfenden Energievorschriften.»

Die Bedeutung von Gebäudelabels wächst – auch bei uns: Internationale Baustandards wie LEED (USA), BREEAM (GB) oder DGNB (D) tauchen allmählich auch in der Schweizer Baulandschaft auf, denn die Nachfrage nach umfassend nachhaltigen Gebäuden steigt. Derzeit sind Arbeiten zur Schaffung eines Schweizer Zertifizierungssystems für nachhaltige Immobilien im Gange, das nicht nur auf energetische und ökologische Optimierung fokussiert, sondern Energie, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft miteinbezieht. Basis dieses Systems sind die Stärken der Marke MINERGIE als Qualitätsstandard.

Module: Bauteile und Systeme in MINERGIE-Qualität

MINERGIE ist eine eingetragene Marke und als solche ohne Einschränkungen geschützt. Die Bezeichnung “MINERGIE-Haus” basiert also keineswegs auf einer subjektiven Einschätzung, sondern darf ausschliesslich für Gebäude verwendet werden, die einen MINERGIE-Standard tatsächlich erfüllen. Aber nicht nur Gebäude, sondern auch Bauteile und Systeme in der geforderten Qualität können als MINERGIE-Module ausgezeichnet werden. Neben ausgezeichneten energetischen Eigenschaften erfüllen sie weitere wichtige Kriterien wie Funktionalität, , Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit.

Modernisierung in Teilschritten

Die MINERGIE-Module gibt es für die Gebäudehülle (Wand und Dach, Fenster, Türen, Sonnenschutz) und für die Gebäudetechnik (Komfortlüftung, Leuchten, Raumkomfort sowie neu Holzfeuerstätten und Thermische Solaranlagen). Sie eignen sich sowohl für den Einsatz im Neubau wie auch für eine Modernisierung in Etappen. Letztere ist für viele Eigentümer, die ihr Haus umfassend und nachhaltig modernisieren wollen, der ideale Weg zum MINERGIE-Gebäude. Durch die Etappierung einer Gesamterneuerung verteilen sich deren Kosten auf verschiedene Jahre und werden dadurch besser tragbar. Auch die Beeinträchtigung des Wohnkomforts durch Bauarbeiten hält sich in Grenzen, wenn die Modernisierung gut geplant und in Teilschritten durchgeführt wird.

Das lohnt sich: “Es ist wichtig, dass man voraus denkt”, weiss Monika Wyss, Architektin FH und Baubiologin. “Deshalb macht es auch Sinn, ein Gesamtkonzept zu erstellen, bevor man mit den Bauarbeiten anfängt.” Sie plädiert für eine Fachperson, welche die Fäden in der Hand und den Überblick behält: “Wenn es um eine Modernisierung geht, empfehle ich Hausbesitzern, sich zunächst mit einem Architekten oder Planer in Verbindung zu setzen. Es lohnt sich auch, für einen Vorgehensvorschlag Geld zu investieren.” Ein Beispiel: Bevor die Heizung ersetzt wird, kann eine Prüfung der Gebäudehülle sinnvoll sein – insbesondere, wenn es sich um ein älteres Gebäude handelt. Ist nämlich die Gebäudehülle dicht, kann die Heizung kleiner dimensioniert werden, was sich natürlich auch finanziell auswirkt.

Vom exotischen Baustandard zum “State of the art”

Seit seiner Lancierung 1998 hat MINERGIE sich kontinuierlich weiter entwickelt und auf breiter Ebene etabliert. Ganz zu Anfang noch von vielen als “exotischer Baustandard” beargwöhnt, gilt MINERGIE heute als das wichtigste Standbein der Energiepolitik des Bundes im Gebäudebereich. Tatsächlich entfallen rund 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in der Schweiz auf den Gebäudebereich, und der Sanierungsbedarf in unserem Land ist hoch. Ein Gebäude, Baujahr älter als 1990, das nach MINERGIE modernisiert wird, braucht bis zu 60 Prozent weniger Energie. Noch mehr Energieeffizienz garantieren die Standards MINERGIE-P und MINERGIE-A. Letzterer zeichnet Häuser aus, die sogar mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen.

Mehr als 25.000 Gebäude in der Schweiz sind nach einem MINERGIE-Standard zertifiziert – Wohnbauten jeder Grösse ebenso wie Industrie-, Dienstleistungs- und Verwaltungsgebäude. Für viele Bauherren und Investoren kommt etwas anderes als MINERGIE gar nicht mehr in Frage. Auch die Zünd Systemtechnik AG in Altstätten liess ihr neues Produktionsgebäude 2009 im MINERGIE-P-Standard erstellen.

Karl Zünd, VR-Präsident und Inhaber: “Ich persönlich schätze die lange Lebensdauer, die gute Werterhaltung und die hohe Wirtschaftlichkeit des Baus.” Die Mehrkosten von 3,5 Prozent hält der innovative Unternehmer für mehr als gerechtfertigt: “Die Energiekosten betragen nur 20 Prozent derjenigen eines konventionell erstellten Gebäudes. Aussderdem stossen wir hier im selben Vergleich 80 Prozent weniger CO2 aus. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat.”

2. Schweizer Minergie Expo: Luzern, 7. bis 10. März 2013»

 

Autor: Franz Beyeler

Franz Beyeler, eidg. dipl. Betriebsökonom HWV, ist Geschäftsführer von MINERGIE.