Studie: Nachhaltiges Bauen muss die Kosten nicht erhöhen

Nachhaltiges Bauen verursacht kaum Mehrkosten gegenüber herkömmlichem Bauen und lohnt sich daher langfristig, so das Ergebnis einer kürzlich an der Hochschule Zittau/Görlitz durchgeführten Studie.

Tatsächliche Mehrkosten gegenüber konventioneller Bauweise ergeben sich bei der Ausstattung und der Planung eines nachhaltigen Gebäudes. Dem gegenüber stehen aber die Einsparungen bei den Betriebskosten, die bessere Funktionalität und längere Nutzbarkeit sowie höhere Verkaufserlöse und Mieteinnahmen. Diese Erkenntnisse stammen aus einer im Jahr 2013 veröffentlichten Studie des World-Green-Building-Council (WGBC) zur Situation des nachhaltigen Bauens und dessen Einfluss auf die internationalen Immobilienmärkte. Die Studie zeigt auch, dass die Mehrkosten bei der Errichtung von nachhaltigen Gebäuden tendenziell fallen. Ein Ergebnis, das vor allem für Bauherren öffentlicher Gebäude von Belang ist, denn gerade hier stellten die zu erwartenden Mehrkosten bisher eine grosse Hemmschwelle bei der Schaffung von nachhaltigen öffentlichen Gebäuden dar.

Deutsche Studie unterstreicht Ergebnisse der WGBC-Studie

Zur Untermauerung der WGBC-Studienergebnisse wurde an der Hochschule Zittau/Görlitz eine Studie initiiert, bei der die mindesterforderlichen Baukosten in Zusammenhang mit einer bestimmten Anforderungsstufe (Bronze, Silber, Gold) des BNB-Zertifikats (Bewertungssystem nachhaltiges Bauen des Bundes) anhand eines Mustergebäudes mit rund 4000 Quadratmetern Nutzfläche detailliert analysiert wurden.

Das BNB-Zertifizierungssystem besteht in seiner Basisversion für Bürogebäude aus 46 Steckbriefen bzw. Kriterien, welche sechs Hauptkriteriengruppen zugeordnet werden: 1) ökologische Qualität, 2) ökonomische Qualität, 3) soziokulturelle und funktionale Qualität, 4) technische Qualität, 5) Prozessqualität und 6) Standortmerkmale. In jedem dieser Steckbriefe wird die jeweilige Qualität auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten bewertet. Die Summe aus der in allen Steckbriefen erreichten Punktezahl steht für den Erfüllungsgrad und die dazugehörige Zertifikatsstufe  – Bronze (mindestens 50 Prozent Erfüllungsgrad), Silber (mindestens 65 Prozent Erfüllungsgrad) oder Gold (mindestens 80  Prozent Erfüllungsgrad). Für die Nebenbedingungen gilt: In jedem Steckbrief muss die Mindestpunktzahl von 10 Punkten erreicht werden. Für Silber muss in jeder Hauptkriteriengruppe ein Erfüllungsgrad von 50 Prozent erreicht werden. Für Gold muss in jeder Hauptkriteriengruppe ein Erfüllungsgrad von 65 Prozent erreicht werden.

Im Forschungsprojekt wurde das BNB-Zertifizierungssystem zur Steuerung der Bauqualität des Modellgebäudes so angewendet, dass unter Beachtung der oben genannten Nebenbedingungen jeweils gerade die Mindestpunktzahl für die jeweilige Zertifikatsstufe erreicht wurde. Ziel war es, die Baukosten für jede Zertifikatsstufe so gering wie möglich zu halten. Daher wurden möglichst nur jene Kriterien verändert, die keine bzw. nur geringe Auswirkungen auf die Baukosten haben.

Dabei ergab sich : Sollte anstatt des Minimalstandards „Bronze“ der Standard „Silber“ erreicht werden, so stiegen die Baukosten der Kostengruppen 300 und 400 (KG 300 und 400 nach DIN 276) gar nicht. Für „Gold 80“ lagen sie um einen Prozent und für „Gold 85“ um nur zwei Prozent höher als die einfachste Ausführung.

Fazit: Obwohl es sich hier zunächst nur um eine Modelluntersuchung im Planungsstadium handelt, kann es trotzdem als möglich angesehen werden, nachhaltige Gebäude ohne zusätzliche Mehrkosten gegenüber herkömmlichen Gebäuden zu bauen. Somit gibt es eigentlich keinen Grund, künftig nicht alle Gebäude in nachhaltiger Bauweise zu errichten.

Studie: Nachhaltiges Bauen mit minimalen Herstellkosten