Cradle to cradle – in Kreisläufen denken

Im Zusammenhang mit dem Begriff Nachhaltigkeit stösst man schnell auf den den Begriff  “Cradle to Cradle”. Doch was bedeutet das eigentlich? Wortwörtlich übersetzt aus Englischen heisst es: „Von der Wiege in die Wiege“  – also genau das Gegenteil von „Cradle to grave“ (Von der Wiege auf die Bahre). Letzteres dominiert aber noch immer das wirtschaftliche Produktionssystem: Ein Produkt landet am Ende seiner Lebensdauer im Müll, wertvolle Rohstoffe werden nicht weiter genutzt.

Das Cradle to cradle-Prinzip hingegen setzt ein Denken in Kreisläufen voraus, die sich an der Natur orientieren und  keinen Abfall zulassen. Es steht nicht nur der Erstnutzen im Mittelpunkt sondern auch die Verwendung danach. Gebrauchsgüter werden beispielsweise durch chemische oder mechanische Prozesse sinnvoll wiederverwertet.

Dieser Ansatz wird immer wieder kritisiert, insbesondere im Zusammenhang mit den Kosten. Angesichts immer seltener werdenden Rohstoffe ist aber langfristig gesehen für die Gewinnung von Rohstoffen mit höheren Kosten zu rechnen als für das Recycling.

Cradle to cradle als Grundlage für nachhaltiges Bauen

Vor allem im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit von Gebäuden ist das Cradle to Cradle-Prinzip ein grosses Thema. Denn auch  Designer und Architekten sehen die Kreislauffähigkeit von Bauteilen und Materialien zunehmend als entscheidenden Faktor für nachhaltiges Bauen an, wird doch der Kundenwunsch nach Produktkonzepten auf Basis kreislauffähiger Materialien wie Aluminium immer lauter.

Die Materialforschung ist immer mehr in der Lage, die technologischen Potenziale neuer Werkstoffe mit den Anforderungen einer nachhaltigen Industrie- und Baukultur in Einklang zu bringen. Allerdings können  die vielen Beispiele aus der Materialforschung und seitens der Hersteller nicht davon ablenken, dass den umfassenden Informationen über effektive, ökologische Baustoffe oder Empfehlungen für dauerhafte und recyclingfähige Konstruktionen nach wie vor wirtschaftliche und ideologische Interessen entgegen stehen.

Durch das zunehmende Bewusstsein für ökologisches Bauen sowie  Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude werden im Planungsprozess Baustoffbewertungen jedoch immer relevanter. Die Ökobilanz und die Produktlinienanalyse analysieren  Produkte über den gesamten Lebenszyklus, wobei die Produktlinienanalyse im Gegensatz zur Ökobilanz nicht nur die technisch-wirtschaftlichen und umweltrelevanten Faktoren mit einbezieht, sondern in einer erweiterten Vorgehensweise auch soziale Komponenten sowie Entsorgung und Recycling.

Komplette Produktlinienanalysen mit Recyclinginformationen gibt es bisher aber nur für wenige Baustoffe. Vor allem sind sie schwer miteinander vergleichbar, da es keine Vereinbarungen für die Bewertungskriterien gibt. Für Cradle to Cradle-Produkte müssen Planer deshalb Informationen aus verschiedenen Quellen zusammentragen, bei Herstellern oder in den etablierten Produktdatenbanken sind sie oft gar nicht erhältlich.