Digitalisierung am Bau: Nachzügler kommen langsam unter Druck

Gemäss einer aktuellen Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern Hochschule Luzern (HSLU) sind Unternehmen, die den Herausforderungen der Digitalisierung nicht Rechnung tragen, „existenziell gefährdet“.

Für das „Digitalisierungsbarometer 2016“ wurden Fachpersonen befragt, die in Architekturbüros, Generalunternehmen, Bauunternehmen, der Vermarktung, im Immobilieninvestment oder im öffentlichen Bereich tätig sind.  Die Auswertung der etwa tausend Antworten ergab, dass 72 Prozent der Firmen die Bedeutung der Digitalisierung erkannt und entsprechende Ziele in der Unternehmensstrategie verankert haben.

Die Qualität der Umsetzung ist aber sehr unterschiedlich: Bauunternehmungen und Architekturbüros sehen sich selbst als Vorreiter in Sachen Digitalisierung, sind aber in dieser Hinsicht immer noch schlecht aufgestellt. Studienleiter Markus Schmidiger: „Durch den täglichen Einsatz von digitalen Systemen wie 3D-Modelling oder CAD-Systemen scheinen sich insbesondere Architekturbüros bezüglich der vorherrschenden Digitalisierung als innovativ einzustufen. Doch sie erkennen noch zu wenig, dass sich mit der Digitalisierung nicht nur die Planungsprozesse, sondern auch die Kundenbeziehungen verändern werden.“

Die Autoren des Barometers stellen aber nicht nur bei den Geschäftsbereichen Unterschiede fest, sondern auch in der Ausrichtung der Firmen. Laut Schmidiger wähnen sich die 69 Prozent der rein national tätigen Unternehmen noch in einem sicheren Hafen.  Im Gegensatz hierzu spüren international agierende Firmen längst einen wesentlich raueren Wind. Sie nehmen das geänderte Kundenverhalten sowie die stärkere Konkurrenz stärker wahr und setzen die Digitalisierung viel konsequenter um. „Je mehr internationale Firmen in die Schweiz drängen, umso mehr werden die nationalen Unternehmen unter Druck kommen“, erklärt Schmidiger in diesem Zusammenhang.

Laut Studie hat die Mehrheit der Betriebe digitale Möglichkeiten bisher eher einseitig eingesetzt, in erster Linie nur für interne Prozesse. Sie fokussierten sich vordergründig auf Effizienzsteigerungen und Kostenreduktionen. Schmidiger: „Die Chancen der Digitalisierung zur Gestaltung von Kundenbeziehungen werden noch zu wenig erkannt.“ Dieser Zustand solle sich aber in den kommenden Jahren ändern. Einerseits werden sich bedingt durch die Digitalisierung die Geschäftsmodelle grundsätzlich verändern. So könne eine stetige Digitalisierung von Geschäftsmodellen Produktivitätsgewinne von 80 bis 90 Prozent bringen. Was – so die Annahme – traditionelle Anbieter wiederum „massiv“ in Schwierigkeiten bringen wird. Laut Schmidiger werden Unternehmen in dieser nächsten Phase ihr Vorgehen grundsätzlich in Frage stellen müssen, „um sich im Extremfall sogar selber zu kannibalisieren“.

Firmen, die sich in der Vergangenheit aktiv mit der Digitalisierung befasst und entsprechende Massnahmen ergriffen haben, sind schon jetzt im Vorteil: Sie kennen nicht nur ihre Kunden und ihr Marktumfeld besser, sondern konnten in der Vergangenheit auch verstärkt neue Branchen, Zielgruppen und Regionen dazu gewinnen. Ebenso steigerten sie laut Studie Marktanteile und Profitabilität – was auch Einfluss auf die Gewinnung von Mitarbeitern hat. Was aus der Studie noch klar hervorgeht: Digital aktive Unternehmen ziehen auch qualifiziertere Mitarbeiter an.

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