200 Massnahmen für Einsparpotenziale in energieintensiven Branchen beschreibt die aktuelle Publikation des deutschen Frauenhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI. Das Buch stützt sich auf die Studie „Energieverbrauch und Co2-Emissionen industrieller Prozesstechnologien – Einsparpotenziale, Hemmnisse und Instrumente“, die zusammen mit der IREES GmbH in Karlsruhe und Prof. Ali Hassan von der TU Berlin durchgeführt wurde.
Rund 14 Terawattstunden Strom könnten damit – in Deutschland – mit den analysierten Massnahmen eingespart werden, was laut den Autorinnen und Autoren der Erzeugungsmenge von zwei grossen Kohlekraftwerken entspricht. Der Einsatz von Brennstoffen wie Erdgas und Heizöl lässt sich sogar um 60 Terawattstunden senken –der jährliche Heizenergiebedarf von rund zwei Millionen Einfamilienhäusern.
Die Einsparmöglichkeiten beziehen sich auf unterschiedliche Zeitspannen. Den Ergebnissen der Studie zufolge können die Einsparungen kurzfristig durch optimierte Betriebsführung erreicht werden, mittelfristig wird aber mehr Gewicht auf den Einsatz der besten verfügbaren Technik gelegt. Langfristige Verbesserungen sollen durch neue Verfahren sowie radikale Prozessinnovationen realisiert werden (Beispiele: Zement soll zukünftig bei deutlich niedrigeren Prozesstemperaturen hergestellt werden, das Giessen von Stahl möglich nahe am Endprodukt stattfinden und das induktive Erwärmen von Aluminiumblöcken erfolgt durch den Einsatz von Hochtemperatursupraleitern.). Die hier gesparte Energie ermöglicht etwa bei Werkstoffen eine deutlich verbesserte Energiebilanz bei der Herstellung, die sich auch auf den gesamten Lebenszyklus auswirkt.
Grundsätzlich, so die Autoren, sei aufgrund der langen Lebensdauer der Anlagen in in energieintensiven Branchen aber von einer langsamen Verbreitung neuer Verfahren auszugehen, die sich über mehrere Jahrzehnte hinziehen könne. Entsprechend sollte bereits jetzt verstärkt in Forschung und Entwicklung investiert werden, um auch hier eine langfristige Verbesserung der Energieeffizienz zu ermöglichen.
Für die Unternehmen würden bei über 90 Prozent der vorgeschlagenen Einsparmassnahmen keine zusätzlichen Kosten entstehen, sondern eher zusätzliche Gewinne bedingt durch die vermiedenen Energiekosten erzielt. Den Untersuchungen des Forscherteams zufolge haben Energieeffizienzmassnahmen in zahlreichen Unternehmen aber nach wie vor einen niedrigen Stellenwert. Das ist in erster Linie auf die vom Unternehmen geforderten äusserst kurzen Amortisationszeiten zurückzuführen, die oft unter drei Jahren liegen – ein Zeitraum, der bei Einsparmassnahmen so gut wie nicht einzuhalten ist. Auch die komplexen Entscheidungsstrukturen in Grossunternehmen sowie mangelnde Informationen und Kenntnisse in kleineren Unternehmen hemmen die Umsetzung.
Um diesen Tatsachen entgegenzuwirken wird im Buch des Frauenhofer ISI die Einführung von Energiemanagementsystemen empfohlen, womit durch die systematische und regelmässige Analyse und Bewertung von Einsparmassnahmen betriebsinternen Hemmnissen entgegengewirkt werden kann.
Das Buch “Energieverbrauch und CO2-Emissionen industrieller Prozesstechnologien − Einsparpotenziale, Hemmnisse und Instrumente” kann auf der Homepage des Frauenhofer ISI bestellt oder kostenlos heruntergeladen werden.