In seinem letzten Beitrag für den Sustainblog plädierte Marcel Menet dafür, bei der Ökobilanzierung von Baustoffen endlich den gesamten Lifecycle zu betrachten. Nur so werden die Vorteile von extrem langlebigen Baustoffen wie Aluminium erst transparent. Wie dies in der Praxis aussehen kann, zeigt eine Studie von Christian Schranz und Hans Georg Jodl an der Technischen Universität Wien, die in der Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift (ÖIAZ), 12/2012 publiziert wurde.
Sie untersuchten welchen Einfluss die Lebensdauer der Rahmenmaterialien sowie die Wartungskosten – neben den Anschaffungskosten – auf die Lebenszykluskosten eines Fensters haben und kamen zum Ergebnis, dass eine umfassende Betrachtung der während der Lebensdauer entstehenden Kosten auch bei Fenstern in die Wartungskosten inkludiert werden muss.
Die jährlichen Wartungskosten werden häufig in Prozentsätzen der Anschaffungskosten angegeben. Diese Prozentsätze wurden für die Studie in Laboruntersuchungen erhoben.
Mit folgendem Ergebnis:
Es zeigte sich eindeutig, dass Alu-Fenster mit einem sehr geringen Wartungsaufwand auskommen und auch die Anforderungen an Luftdurchlässigkeits- und Schlagregendichtheit langfristig gewährleistet bleiben. Allgemein weist der Werkstoff Aluminium eine sehr hohe Resistenz gegen Umwelteinflüsse und eine lange Lebensdauer auf. Er besitzt einen hohen Korrosionsschutz und kann nicht verwittern. Den im Vergleich zu anderen Rahmenmaterialien höheren Anschaffungskosten stehen während der Nutzungsphase sehr geringe Unterhaltskosten gegenüber. Die Versuche zeigten ausserdem, dass sich Fenster aus Aluminium während des gesamten Beobachtungszeitraums kaum verzogen. Somit werden die Justierarbeiten mit moderaten, jährlichen 0,25 Prozent der Anschaffungskosten angesetzt.
Holz als organischer Werkstoff hingegen unterliegt einem Alterungsprozess und weist daher eine wesentlich geringere Resistenz gegen Umwelteinflüsse als Aluminium auf. Massgeblichen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit von Holzfenster haben der konstruktive und der chemische Holzschutz. Letzterer wird durch eine regelmässige Erneuerung des Schutzanstriches gewährleistet. Daraus ergibt sich ein Wartungsansatz von jährlich 2 Prozent der Anschaffungskosten für die Erneuerung des Anstrichs. Holz ist als Werkstoff ausserdem nicht so stabil wie Aluminium. Es „arbeitet“ mehr. Daher wird für die Justierarbeiten an Dichtung und Beschlägen der doppelte Wert des Rahmenwerkstoffs Aluminium festgesetzt, also jährlich 0,5 Prozent der Anschaffungskosten für Justierarbeiten. Das ergibt für Holz gesamt 2,5 Prozent der Anschaffungskosten.
Kunststoff weist auf Dauer keine ausreichende Verwindungssteifigkeit auf, daher erfolgt eine Aussteifung durch Stahl- oder Aluminiumprofile. Der Kunststoffrahmen selbst ist wasserunempfindlich. Es entstehen so zwar kein keine Wartungskosten für für neue Anstriche, dagegen sind die Justierarbeiten an Dichtungen und vor allem Beschlägen wesentlich häufiger, da Kunststoff im Vergleich zu Aluminium (und auch Holz) weicher und weniger steif ist. Im Laufe der Lebensdauer treten daher die Verformungen und Abnützungen stärker auf. Zusätzlich werden die nötigen Wartungen im Laufe der Nutzungsdauer umfangreicher und damit kostenintensiver. Der ermittelte Prozentsatz für die jährlichen Wartungskosten beläuft sich hier auf 2,5 Prozent.
Das Fazit der Studie zusammengefasst:
- Rahmenmaterialien, die wie Kunststoff eine geringere Steifigkeit aufweisen, müssen öfter nachjustiert werden.
- Bei einem organischen Material wie Holz erhöht die regelmässige Erneuerung des Schutzanstrichs die Wartungskosten.
- Neben den Anschaffungskosten haben sowohl die Lebensdauer der Rahmenmaterialien als auch die Wartungskosten einen entscheidenden Einfluss auf die Lebenszykluskosten. Bei langfristiger Betrachtung führt die lange Nutzungsdauer von Aluminium gemeinsam mit geringen Wartungskosten auch zu den geringsten Lebenszykluskosten.
In der folgenden Abbildung sind die verzinsten Lebenszykluskosten von Fensterrahmen aus den getesteten Materialen in ihrem Verlauf dargestellt:
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