Im Rahmen von “Ressourcenschonendes Europa — eine Leitinitiative der Strategie Europa 2020” präsentierte die Europäische Kommission in einer offiziellen Mitteilung Anfang Juli Vorschläge für den effizienten Ressourceneinsatz im Gebäudesektor, die auch für Leserinnen und Leser ausserhalb der Union spannend sind, stellt die EU doch einen wichtigen Absatzmarkt dar.
Folgende Fakten setzen laut Mitteilung der Europäischen Kommission eine Forcierung der Massnahmen für einen effizienteren Ressourceneinsatz voraus: Der Bau und die Nutzung von Gebäuden in der EU verschlingen rund 50 Prozent aller geförderten Werkstoffe und des Energieverbrauchs sowie rund ein Drittel des Wasserverbrauchs. Etwa ein Drittel aller Abfälle ist dem Gebäudesektor zuzurechnen, und somit auch die Umweltbelastungen, die in den diversen Phasen des Gebäudelebenszyklus auftreten, beispielsweise bei der Herstellung von Bauprodukten, bei Bau, Nutzung und Renovierung von Gebäuden und bei der Entsorgung von Bauschutt.
Hauptziel der Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ soll daher die Förderung einer effizienteren Nutzung von Ressourcen in neuen und renovierten gewerblich genutzten Gebäuden, Wohngebäuden und öffentlichen Gebäuden. Gleichzeitig sollen die allgemeinen Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus verringert werden. Allerdings, so das das Papier der Kommission, können Ressourceneffizienzgewinne nur erzielt werden, wenn Planer, Hersteller, Bauunternehmen, Behörden und Nutzer ihre Entscheidungen anhand geeigneter und verlässlicher Informationen treffen können.
Mit der Initiative soll daher dazu beitragen werden, das Informationsdefizit zu beheben. Sie sieht hierzu eine Reihe klar definierter und messbarer Indikatoren für die Bewertung der Umweltverträglichkeit von Gebäuden vor.
Die Kommission schlussfolgert in ihrer Mitteilung, dass das Interesse an einer Verbesserung der Ressourceneffizienz im Bausektor auf nationaler und europäischer Ebene zwar zunimmt, die Arbeitsbedingungen für die beteiligten Akteure wegen der unterschiedlichen nationalen öffentlichen und privaten Ansätze aber immer komplexer werden. Schuld daran seien der Mangel an gemeinsamen Zielen, Indikatoren und Daten sowie die fehlende gegenseitige Anerkennung unterschiedlicher Herangehensweisen. Dadurch besteht die Befürchtung, dass bereits erzielte Fortschritte wieder zunichte gemacht werden und zu Verzerrungen des Binnenmarkts für Fachkräfte in den Bereichen Planung, Konstruktion, Bau und Herstellung führen.
Die beteiligten Akteure sind daher gefordert, Ziele und Indikatoren für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden zu erörtern, Gespräche über die praktische Umsetzung eines Rahmens der Kernindikatoren zu führen und zur Erarbeitung dieses Rahmens beizutragen.
Zum Beispiel soll mittels Normung und Zertifizierung gewährleistet werden, dass wiederverwertete Materialien den Anforderungen an die erforderliche Qualität und Sicherheit entsprechen. Weiter soll untersucht werden, wie Referenzwerte für den Anteil wiederverwerteter Materialien in Bauprodukten und Gebäuden die Nachfrage nach wiederverwerteten Materialien erhöhen können. Ziel ist es auch, bestimmte Ströme von Bau- und Abbruchabfällen zu analysieren, um Möglichkeiten für die Verwertung solcher Abfälle zu ermitteln.
Fazit: Auch wenn das Dokument nur eine Aufforderung zum Handeln ist, lässt es sich als klares Bekenntnis zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft lesen, das fordert, den gesamten Lebenszyklus von Material und Gebäude bei dessen Bewertung zu berücksichtigen.
Wir interessieren uns für Ihre Meinung: Was halten Sie von dieser europäischen Entwicklung? Weist sie den richtigen Weg in eine nachhaltige Bau-Zukunft?