Im Mittelpunkt der kürzlich stattgefundenen Fachtagung von eco-bau und dem Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) in Ittigen bei Bern stand die Frage, wie viel Technik ein nachhaltiges Gebäude braucht bzw. verträgt. Die Vorträge der Experten beinhalteten neueste Forschungsergebnisse, grundsätzliche Philosophien und Konzepte zum Umgang mit Technik am Bau bis hin zu den Erfahrungen mit bereits realisierten zukunftsfähigen Projekten.
Die 230 Teilnehmer der ausgebuchten Fachtagung wurden von Kuno Schumacher, Immobilien Kanton Aargau und Vorstandsmitglied von eco-bau und NNBS in die Lowtech- und Hightech-Problematik, die so reich an unterschiedlichsten und zum Teil kontrovers diskutierten Aspekten sei, in das Thema eingeführt.
Verschwiegen wurde nicht, dass es im Bereich des Möglichen liegt, dass der Grossteil der Bevölkerung und potenzielle Nutzer der Masse an hochkomplizierter Technik auch skeptisch und abwartend gegenüber steht. Schumacher erläuterte, dass in der Gebäudetechnik von Lowtech und Hightech gesprochen wird, wenn es um die Ausrüstung der Gebäude, die Bauweise oder die verbauten Materialien geht. Zukunftsfähige Gebäude verbrauchen über ihren Lebenszyklus betrachtet weniger Ressourcen als traditionelle Bauten. Schliesslich werden sie weitgehend mit erneuerbaren Energien betrieben. Sie produzieren auch weniger Treibhausgase – dank einer verbesserten Gebäudetechnik und eines thermisch optimierten Konzepts.
Experten waren sich einig
Eine einheitliche Richtung bei den Expertenmeinungen war bei der Veranstaltung klar erkennbar: Die ambitionierten Energiestrategie-Ziele 2050 seien dank der quasi leistungssportlich ambitionierten und adäquaten, wenn nicht sogar futuristisch anmutenden Gebäudetechnik, erreichbar. Wichtig wäre aber, diese für die Mehrzahl der Nutzer nachvollziehbar und einigermassen verständlich zu gestalten. „Anwenderfreundlichkeit“ sei das Zauberwort. Störungsanfälligkeiten und ein Zuviel an Kinderkrankheiten könnten die Gewinne durch die technologischen Fortschritte wieder zu Nichte machen.
Jegliches Potenzial ausschöpfen
Laut Energie Schweiz würden immerhin rund 45% des Schweizer Energiebedarfs aufs Konto der Gebäude gehen, womit diese bei der Umsetzung der Energiestrategie zu einem Haupteinflussfaktor werden. Dass das grosse, im Bereich der Gebäudetechnik noch brach liegende Potenzial in Zukunft flächendeckend ausgeschöpft werden soll, war man sich ebenfalls einig.
Fazit: Was zukünftig vorrangig gebraucht wird, ist ein gutes, in sich robustes Gebäude. Dieses sollte klug mit so viel guter Technik wie nötig ausgerüstet werden. Dabei sollte der Rechen- und Simulationsaufwand nicht gescheut werden und es muss darauf geachtet werden, dass das Ganze einfach zu bedienen und für die Nutzer nachvollziehbar bleibt.
Die Branche sollte sich im Klaren sein, dass der Anteil an Technik am Gebäude in Zukunft wachsen wird. Dies gilt besonders für die Elektronik, die immer billiger und – so man hoffe – auch kompatibler wird. Die ansässigen Firmen werden mit neuer Konkurrenz aus der Informations- und Telekommunikationsbranche mit neuen digitalen Geschäftsmodellen rechnen müssen. Auf diese Modelle braucht es schnelle Antworten, wenn man nicht zum Zulieferer degradiert werden will.
Sämtliche Referate sowie ein ausführlicher Nachbericht finden sich hier.
Weitere Infos: www.eco-bau.ch, www.nnbs.ch