Studie zum verdichteten Bauen in Schweiz: Enger zusammen rücken und trotzdem wohlfühlen

Eine vom Schweizerischen Städteverband in Auftrag gegebene Studie „Siedlungsentwicklung nach innen in den Städten“ bestätigt, dass die Städte und städtische Gemeinden in der Schweiz mit baulichen Massnahmen der Zersiedelung bereits erfolgreich entgegenwirken. Die Gebäudearealfläche pro Kopf in den Städten ist tiefer als in den übrigen Gemeinden und ging in den vergangenen fünf Jahren sogar um 5,2 Prozent zurück. Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung nach innen ruft aber auch nach Qualität – in den Prozessen, der Planung und der Umsetzung. Hierfür soll die Studie Ansätze liefern.

Laut Medienmitteilung des Schweizerischen Städteverband ist zu erwarten, dass sowohl Bevölkerung als auch Beschäftigung in den Städten weiter wachsen werden. Die Siedlungsentwicklung nach innen sei daher ein Thema, mit dem sich Städte und Agglomerationsgemeinden intensiv auseinandersetzen müssen. Die Studie „Siedlungsentwicklung nach innen in den Städten“, die das Beratungsunternehmen Wüest Partner für den Schweizerischen Städteverband erstellt hat, und kürzlich in Bern präsentiert wurde, kommt zum Schluss, dass diese Entwicklung durchaus auf gutem Weg sei. Die Gebäuderealfläche pro Kopf ist erstmals seit Jahren rückläufig. Zudem zeigt die Studie, dass die absolute Gebäudearealfläche insgesamt weiterhin zunimmt, in den Städten allerdings weniger stark als im Durchschnitt.

Die Schweizer Bevölkerung hat der Revision des Raumplanungsgesetzes und damit der Siedlungsentwicklung nach innen 2013 deutlich zugestimmt hat. Doch obwohl man sich einig ist, dass neuer Wohnraum grossmehrheitlich im bereits bebauten Gebiet stattfinden soll, haben es konkrete Verdichtungsprojekte immer wieder schwer. Dies sei laut Medienmitteilung auf das „not in my backyard“-Phänomen zurückzuführen: Die Menschen wollen zwar eine Verdichtung, jedoch nicht in ihrer näheren Umgebung. Gründe hierfür sind möglicher Lärm oder Schattenwurf. Erschwerend wirken können auch kleinteilige Eigentumsverhältnisse.

Die Studienautoren raten den Städten und Gemeinden, eine aktive Rolle in der Siedlungsentwicklung einzunehmen. „Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich Städte und Gemeinden mit der Thematik befassen und die Siedlungsentwicklung aktiv steuern wollen“, erklärt Kurt Fluri, Stadtpräsident von Solothurn und Präsident des Städteverbandes bei der Vorstellung der Studie. „Eine wichtige Rolle nimmt dabei auch die aktive Bodenpolitik ein.“

Laut Studie solle die Verdichtung dort erfolgen, wo die Infrastruktur bereits ausgebaut ist. Insbesondere braucht es eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Bei Aufzonungen muss die Ausnützungsziffer substanziell erhöht werden, bei grösseren Arealentwicklungen ist ein Nutzungsmix mit ausreichend Geschäftsflächen anzustreben. Daneben sind Ausgleichsräume wichtig, die zum Verweilen einladen.

Womit sich zeigt, dass bauliche Dichte allein noch kein Erfolgsmerkmal ist. „Verdichten ohne Rücksicht auf Qualität ist nicht zukunftsfähig“, sagt auch Erich Fehr, Stadtpräsident von Biel. „Gelungene Projekte beschränken sich nicht auf architektonische Faktoren, sondern berücksichtigen auch die Aussenräume und das Quartier als Ganzes.“ Weil verdichtetes Bauen mehr Menschen auf engem Raum bedeutet, ist den Auswirkungen auf Lärm, Licht und Sicherheit sowie den Überlegungen zur Erdgeschossnutzung besondere Beachtung zu schenken. Auch genügend Grünflächen und Rückzugs- wie Begegnungsmöglichkeiten werden wichtiger.

Auch Paul Remund, Stadtpräsident von Opfikon, sieht in der Siedlungsentwicklung nach innen in vielerlei Hinsicht einen Gewinn. „Die Siedlungsentwicklung nach innen ermöglicht Räume, die zu verschiedenen Zeiten belebt sind und in denen Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung nahe beieinanderliegen. Sie erlaubt es, dass mehr Menschen in einem attraktiven Quartier mit guter Infrastruktur leben können.“

Insbesondere in den grossen und mittleren Städten und Agglomerationsgemeinden, orten die Verfasser der Studie weiteres Potenzial, sinnvoll zu verdichten. In den kleinen Kernstädten und kleinen Agglomerationsgemeinden sei jedoch Vorsicht geboten, da der Wohnungsleerstand spürbar zugenommen habe.

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