Die Baubranche, die Immobilien, Infrastruktur und Industrien umfasst, ist mit einem Anteil von 13 Prozent am weltweiten BIP der grösste Industriezweig der Weltwirtschaft. Und auch diese Branche ist im Umbruch. Ein Report von McKinsey widmet sich den daraus resultierenden Herausforderungen – und formuliert neun Thesen für die Zukunft.
Produktbasierter Ansatz
Künftig wird ein zunehmender Anteil der Baustofffe und der dazu gehörenden Dienstleistungen als standardisierte «Produkte» geliefert und vermarktet werden – mit standardisierten, aber anpassbaren Designs, die von einer Produktgeneration zur nächsten verbessert werden können.
Spezialisierung
Um ihre Margen zu steigern und sich deutlicher von Mitbewerbern abzugrenzen, werden sich Unternehmen in der Baubranche auf Nischen (wie etwa Luxus-Einfamilienhäuser, mehrstöckige Wohngebäude oder Krankenhäuser oder Verarbeitungsbetriebe) spezialisieren, in denen sie Wettbewerbsvorteile aufbauen können. Und sie werden sich auf die Verwendung verschiedener Materialien, Teilsegmente oder Bauweisen spezialisieren.
Mehr Kontrolle der Wertschöpfungskette und Digitalisierung
Unternehmen werden versuchen, wichtige Akteure entlang der Wertschöpfungskette zu kontrollieren bzw. zu übernehmen. Das kann durch vertikale Integration oder strategische Allianzen und Partnerschaften erreicht werden. Parallel dazu wird die digitale Technologie die Zusammenarbeit verändern: BIM-Modelle erlauben schnellere Entscheide und effizientere Lieferketten. Das verringert die Reibungsverluste an den Schnittstellen und ermöglicht Innovation.
Konsolidierung
Der wachsende Bedarf an Spezialisierung und Investitionen in Innovation – einschliesslich des Einsatzes neuer Materialien, der Digitalisierung, der Technologie sowie der Human Resources – wird hohe Investitionen erfordern. Das Resultat ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein erhebliches Mass an Konsolidierung.
Customer-centricity und Branding
Wenn die Produktivität steigt und sich Unternehmen zusehends spezialisieren, gewinnt eine überzeugende Marke, die die charakteristischen Eigenschaften und Werte eines Unternehmens repräsentiert, an Bedeutung. Eine starke Marke kann die Kunden enger an die Produkte des Bauunternehmens oder des Lieferanten binden und dazu beitragen, Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten bzw. neue Kunden zu gewinnen.
Investitionen in Technologie und Produktion
All diese Entwicklungen implizieren die Notwendigkeit, neue Standorte aufzubauen und damit in Anlagen, Fertigungsmaschinen und -ausrüstung (wie z.B. Roboter zur Automatisierung der Fertigung) und Technologie zu investieren.
Human Resources
Innovation, Digitalisierung, Steuerung der Wertschöpfungskette, Technologieeinsatz und Spezialisierung auf Endanwendungssegmente erhöhen die Bedeutung von Entwicklung und Erhaltung des firmeneigenem Fachwissens enorm. Auch das wird Investitionen erfordern, denn meisten etablierten Unternehmen haben bereits heute Mühe, die digitalen Talente anzuziehen, die sie benötigen.
Internationalisierung
Die stärkere Standardisierung wird die Hürden für Projekte über geografische Grenzen hinweg senken. Daher werden die Akteure ihre globale Präsenz vergrössern – sowohl für Projekte mit geringem Volumen in hochwertigen Segmenten als auch für den Gewinn wiederholbarer Produkte, die weltweit nachgefragt werden. Die COVID-19-Pandemie könnte diese Entwicklung allerdings etwas bremsen.
Nachhaltigkeit
Auch wenn Nachhaltigkeit am Bau bereits ein wichtiger Entscheidungsfaktor ist, stehen wir erst am Anfang einer immer schnelleren Entwicklung. Abgesehen von den Diskussionen über die CO2-Reduktion nehmen die physischen Klimarisiken bereits zu und erfordern eine rasche Reaktion. Unternehmen werden bei der Materialbeschaffung die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigen müssen, die Produktion wird nachhaltiger werden (z.B. durch den Einsatz neuer Technologien), und die Lieferketten werden sowohl auf Nachhaltigkeit als auch auf Belastbarkeit optimiert werden müssen. Darüber hinaus wird sich die Arbeitsumgebung radikal ändern, um das Bauen sicherer zu machen. Auch Wasserverbrauch, Staub, Lärm und Abfall sind kritische Faktoren.
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