Einfacher, nachhaltiger, besser bauen: Der Gebäudetyp E als Alternative zu starren Normen

Der Gebäudetyp E ermöglicht nachhaltiges und kosteneffizientes Bauen, indem er Spielraum bei nicht zwingenden Normen schafft. Doch wo liegen die Chancen und Herausforderungen?

Normen und Vorschriften prägen das Bauwesen, doch nicht alle Vorgaben sind zwingend notwendig, um Sicherheit und Qualität zu gewährleisten. Der Gebäudetyp E wurde ins Leben gerufen, um innovatives, ressourcenschonendes und kosteneffizientes Bauen zu ermöglichen – indem er gezielt von bestimmten Normen abweicht.

Was ist der Gebäudetyp E?

Der Gebäudetyp E ist ein Planungsansatz, der Architekten und Bauherren mehr Freiheit gibt. Statt sich strikt an alle Vorgaben zu halten, können sie in Bereichen wie Raumakustik, Flächenanforderungen, Schallschutz oder Raumtemperatur abweichen. Wichtig ist: Sicherheitsnormen, etwa zu Tragfähigkeit, Brandschutz oder Erdbebensicherheit, bleiben weiterhin verbindlich.

Warum braucht es diese Flexibilität?

Ein Beispiel zeigt, wie bestehende Normen problematisch sein können: Bei einem Umbau muss oft ein bestimmter U-Wert für die Dämmung eingehalten werden. Wenn das technisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, bleibt oft nur die Wahl zwischen vollständiger Dämmung oder keiner Verbesserung – eine unnötige Einschränkung. Ähnlich absurd: die Vorschrift eines rollstuhlgerechten Bads in einem Estrichausbau eines Gebäudes ohne Lift.

Neue Wege für nachhaltiges Bauen

Die Initiative für den Gebäudetyp E wurde von Architektinnen und Planungsverbänden ins Leben gerufen. Im April 2024 entschied die SIA-Delegiertenversammlung, Grundlagen für eine Norm und ein Merkblatt für einfaches und experimentelles Bauen zu erarbeiten. Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren eine offizielle Regelung zu schaffen, die Umbauten und nachhaltige Bauweisen erleichtert.

Ein wichtiger Meilenstein in der Diskussion um den Gebäudetyp E war die Veranstaltung «Gebäudetyp E – einfach besser bauen» am 27. Februar 2025 im Architekturforum Zürich. Organisiert wurde sie vom Bund Schweizer Architektinnen und Architekten (BSA) der Sektion Zürich, Aargau, Glarus und Graubünden (ZAGG) in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Zürcher Planungsverbände (KZPV). Ziel der Veranstaltung war es, aufzuzeigen, wie bestehende Normen innovatives Bauen erschweren und welche Lösungsansätze es gibt. Dabei wurden praxisnahe Beispiele aus Forschung, Lehre, Verwaltung und Architektur vorgestellt, die verdeutlichten, wo Normen angepasst oder flexibilisiert werden sollten.

Mit dem Gebäudetyp E könnte die Bauwirtschaft flexibler und innovativer werden – ein wichtiger Schritt, um ressourcenschonendes und leistbares Bauen in der Schweiz zu fördern.

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