Will man bei der Bewertung von Immobilien die Nachhaltigkeit berücksichtigen, müssen verschiedene Parameter in Betracht gezogen werden. So reicht es beispielsweise nicht aus, nur auf die energieeffizienten Eigenschaften eines Gebäudes zu verweisen. Eine nachhaltige Immobilie hat eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen. So muss sie Kriterien in den Bereichen funktionale, technische, ökologische, soziale und ökonomische Qualität erfüllen. Wie das erreicht werden kann und wie diese Parameter in die nachhaltige Bewertung einer Immobilien einfliessen, erläutert Walter Läderach (bei der RIBI Vermarktung AG in Basel als Immobilienbewerter tätig und Mitglied der Schätzungsexperten-Kammer SEK/SVIt) in einem Artikel in “immobilia”.
Läderach bezieht sich dabei auf den für Österreich, Deutschland und die Schweiz gültigen Leitfaden für Nachhaltigkeit und Wertermittlung von Immobilien (NUWEL). Demnach leisten Immobilien dann einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und erfüllen die oben genannten Qualitätsanforderungen, wenn sie zukunftsfähig sind.
Im Detail bedeutet das, dass sie sowohl heutige als auch künftige Nutzungsanforderungen erfüllen können, und dass sie mit ihren technischen Merkmalen und Eigenschaften die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit der Konstruktion erfüllen, zur Qualität der gebauten Umwelt beitragen und das kulturelle Erbe achten. Ausserdem sollten sie bei der Herstellung, Errichtung, Nutzung und Bewirtschaftung sowie am Ende ihres Lebenszyklus die natürlichen Ressourcen schonen und Umwelteinwirkungen minimieren und zur Gesundheit, Behaglichkeit und Sicherheit der Nutzer beitragen. Besonders wichtig ist auch, dass sie geringe Lebenszykluskosten verursachen sowie wertbeständig sind und ein Weiterentwicklungspotenzial aufweisen.
Mit dieser differenzierten Nachhaltigkeitsbetrachtung gehe die Entwicklung bei der Immobilienbewertung dahin, dass die Bewertungsdossiers umfassender werden, so Läderach. Dies sei im Sinne von Transparenz und Zusatzinformation für den Kunden zu begrüssen. Auch stelle die “Longlist” für den Bewertenden ein wertvolles Hilfsmittel für eine ganzheitliche Betrachtung der Immobilie dar. Ein Wermutstropfen ist laut dem Experten, dass der integrative Ansatz im Gegensatz zum additiven Ansatz den Einfluss der Nachhaltigkeit auf den Wert einer Immobilie nicht sichtbar macht.
Artikel: Nachhaltigkeit und Bewertung, Walter Läderach (S. 16), Immobilia Juni 2015 (Als PDF downloaden)