Vor Kurzem fand das 1. Schweizer Bauforum, veranstaltet vom Institut für Gebäudetechnik und Energie (IGE) und dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS), statt. 150 Investoren, Planende, Betreiber und Nutzer folgten der Einladung in das Lakefront Center in Luzern, um der Frage auf den Grund zu gehen: Nachhaltig bauen – wie funktioniert es und wie geht man mit mit Zielkonflikten um, wenn man den vielen Nachhaltigkeits-Aspekten gerecht werden will?
Die Veranstaltung richtete sich an öffentliche und private Bauherrschaften, Investoren, Betreiber, Planer und weitere Fachleute und behandelte in Vorträgen und auf Postern die Herausforderungen an das nachhaltige Bauen und nachhaltige Immobilien zwischen Ökologie, Städtewachstum, Baukultur und Wirtschaftlichkeit:
Andreas Baumgartner, Vorstand im NNBS, zeigte sich im Rahmen seines Vortrages überzeugt, dass die Label für Nachhaltigkeit die Qualität des Bauens in der Schweiz deutlich erhöht haben. Ausserdem plädierte er dafür, den Aufwand für die Dokumentationen zu verringern und dafür mehr Wert auf die Nachhaltigkeit eines Gebäudes während des Betriebs zu legen und sich nicht nur auf Planung, Bau und Sanierung zu konzentrieren.
Weiters gab Dominic Church, Leiter strategische Planung bei der Stadt Luzern, zu bedenken, dass auch ein Gebäude, das alle Normen und Vorgaben erfüllt, noch nicht zwangsläufig ein gutes Gebäude ist. Der Bau müsse auch dem Charakter seiner Umgebung und der Identität einer Stadt entsprechen.
Wie gross der Einfluss nachhaltigen Bauens auf die Umgebung sein kann, wies Sacha Menz, Architekturprofessor der ETH Zürich, an Gebäuden in Singapur nach. Sein Team konnte messen, dass Grünflächen an und auf Hochhäusern bis zu zehn Grad kühler seinen als die Umgebung und die Zufriedenheit der Bewohner deutlich erhöhten. Und das, obwohl in der asiatischen Metropole mit sieben Millionen Einwohnern bis zu dreifach dichter als in der Schweiz gebaut wird. Die Kosten für die Grünflächen um die Hochhäuser herum, auf ihren Dächern und auch an der Fassade betrügen jedoch nur drei Prozent der Gesamtkosten.
Philippe Kaufmann, Leiter Real Estate Consulting der Implenia Schweiz AG, stellte fest, je älter ein Gebäude sei, umso mehr lohne sich eine energetische Sanierung auch für Investoren. Seiner Ansicht nach könne nur eine minimale Sanierungsmassnahme seitens der Vermieter schon helfen, den Energiebedarf zu senken und gleichzeitig für günstigen Wohnraum sorgen. Eine umfassende Sanierung lohne sich schon, wenn die Miete hinterher um 10 Franken pro Quadratmeter und Jahr erhöht werden könne. Auch die sinkenden Nebenkosten kämen den Vermietern zugute und eine solche Massnahme würde gefördert. Wird ein Haus saniert, während die Mieter noch darin wohnen, könne sich die Förderung allerdings als kontraproduktiv erweisen. Auch darum gelte: Eine bescheidene Mietanpassung sei sinnvoller als Fördermassnahmen, so Kaufmann.
Wie sich die Bedürfnisse der Kunden und Nachhaltigkeit widersprechen, konnte Martin Hitz vom Migros-Genossenschaftsbund anschaulich aufzeigen: Wenn beispielsweise die Türen von Gefriertruhen beheizt werden, weil sie sonst beschlagen würden und der Kunde nicht sehe, was in der Truhe sei. Auch Andreas Dannmeyer, Head of Facility Management und Real Estate bei Roche Diagnostics Int. AG beschrieb am Beispiel des Roche-Areals in Rotkreuz, wie schwer sich der Wunsch der Betreiber nach niedrigen Betriebskosten mit dem der Nutzer nach einer attraktiven Infrastruktur und Innovationen vereinbaren lasse.
Veranstalter-Fazit: „Nachhaltiges Bauen“ ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Doch ein gesamtheitliches Denken, eine interdisziplinäre Herangehensweise und die Bereitschaft zu Kompromissen führen zu guten Ergebnissen – wie auch die am Bauforum präsentierten Beispiele zeigten.
Beim 2. Schweizer Bauforum, das am 13. Juni 2019 ebenfalls in Luzern stattfinden wird, sollen der Erfahrungsaustausch und die Diskussionen weitergehen.
Bilder, Poster und Präsentationen zum 1. Schweizer Bauforum finden Sie hier: https://www.hslu.ch/bauforum