Traditionell – und vor allem auch aus Kostengründen – sind Mauerwerk und Ziegelstein das Material, mit dem am meisten gebaut wird. Doch Holzhäuser sind auf dem Vormarsch, denn Holz gilt, da es klimaschädliches CO2 bindet, als äusserst ökologischer Baustoff. Eine von der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) in Auftrag gegebene Studie will nun belegen, dass es allerdings hinsichtlich Nachhaltigkeitskriterien nebensächlich ist, ob das Gebäude aus Holz oder aus Ziegelstein besteht.
Ausgeführt wurde die Untersuchung von der Life Cycle Engineering Experts GmbH (LCEE), einem Beratungsinstitut, das sich auf die Optimierung der Nachhaltigkeit im Bauwesen spezialisiert hat. Bei der Gegenüberstellung von Mehrfamilienhäusern aus Mauerwerk, Stahlbeton und in Holzständerbauweise kam man zu folgendem Fazit: Zieht man eine Ökobilanz über den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes von 50 bis 80 Jahren, bestehen zwischen einem Mehrfamilienhaus aus Mauerwerk und einem in Holzbauweise faktisch keine Unterschiede.
Da aber viele Kriterien einfliessen, sei die Rechnung dennoch komplex, so Sebastian Pohl vom Beratungsinstitut LCEE. Wenn man eine pauschale Aussage unterm Strich treffen könne, dann die, dass man sich weniger mit den Grabenkämpfen zwischen den Konstruktionsmaterialien befassen müsse. “Letztlich ist für die Nachhaltigkeitsqualität entscheidend, in welcher Qualität gebaut wird. Egal wie ihr baut, baut qualitativ und energetisch hochwertig”, so der Rat des Experten. Er warnt aber auch davor, die Ressource Wald zu sehr zu belasten. “Die Zuwachsraten bei Fichten sind deutlich überschritten. Es wird mehr eingeschlagen als im gleichen Zeitraum nachwächst”, so Pohl, der bis 2014 am Darmstädter Institut für Massivbau tätig war.
Alternative: Hybridbauweise
Präsentiert wurden die Studie anlässlich einer Pressekonferenz auf der diesjährigen BAU in München, bei der sich natürlich auch einige Vertreter der Holzbranche einfanden. Sowohl die Studienergebnisse als auch die Argumente seitens der Mauerwerks-Fraktion wurden dort heftig diskutiert.
Einen versöhnlichen Schritt unternahm Marlene Wollenweber vom Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR): “Dass Holz nicht dogmatisch als alleiniger Baustoff genutzt werden muss, versteht sich von selbst. Grosse Erfolge können etwa mit einer Hybridbauweise erreicht werden, bei der die jeweils verwendeten Baustoffe danach ausgewählt werden, für welche Eigenschaften sie an entsprechender Stelle am besten geeignet sind. Aus unserer Sicht ist es daher unerlässlich, dass die Branche den Herausforderungen der Zukunft gemeinsam begegnet.” Daher gelte es, eigene Stärken zu nutzen und in den Vordergrund zu rücken sowie den Mitbewerbern aus anderen Branchen dies ebenfalls zuzugestehen.